Junge Leser,  Kinderbuch

Rezension | Ally Bennett – Der Wald der außergewöhnlichen Tiere

Als ich dieses niedliche Cover auf der Pressemesse der Kinder- und Jugendbuchverlage im Februar entdeckt habe, konnte ich nicht daran vorübergehen. Die Wörter „Wald“ und „Tiere“ sprangen mir dank Majuskelschrift direkt ins Auge und die unterschiedlichen Tiere auf dem Cover suggerierten mir, dass dieses Buch ganz nach meinem Geschmack sein würde. Ich ließ mich verzaubern, blätterte durch das Buch, das damals noch ein Prototyp war und nur wenige Seiten umfasste, und freute mich schon auf die Lektüre des fertigen Buches.

Der Wald der außergewöhnlichen Tiere

Ein Zug, der sich gerade seinen Weg durch den Wald bahnt, bleibt plötzlich stehen und es scheint nicht, als würde er seine Fahrt bald fortsetzen. Die Waldbewohner begeben sich an den Rand ihres Habitats und beäugen neugierig den Zug. Nanu, was ist denn das? Und vor allem – was passiert denn da? Die Türen öffnen sich und ganz viele unterschiedliche Tiere kommen zum Vorschein. Keiner der Waldbewohner hat jemals solch ein Tier gesehen. Was ist das dort denn für ein lustiges Tier? Das Fell ist ja vollständig mit schwarz-weißen Streifen übersät. So etwas haben die Waldbewohner ja noch nie gesehen.

Hirsch Rudi ist sehr neugierig und würde am Liebsten direkt zu den Neuankömmlingen herübergehen und sie begrüßen. Doch nicht alle sind dem Besuch so positiv gesinnt. Das Wildschwein Jack beispielsweise ist verunsichert und auch sauer, ist es doch nicht ihr Gebiet und er ist der Meinung, sie sollen dorthin zurückgehen, wo sie herkämen.

Doch die Fremden, die eigentlich auf dem Weg in ihr neues Zuhause in einem Zoo waren, freuen sich über die Freiheit und erkunden voller Neugierde den Wald. Zumindest fast alle. Das Impala-Baby Nala würde gerne zurück zu seiner Mutter in den Zoo und fürchtet sich ein wenig, so ganz allein im Wald.

Das Zusammentreffen verläuft ein wenig turbulent. Beide Parteien machen deutlich, was sie sich wünschen: Die Waldtiere wollen ihre Ruhe und den Wald für sich alleine, die Zootiere möchten aber ebenso einen Platz für sich, in dem sie ungestört sein und in Frieden leben können. Schließlich richten sich die Zootiere am Waldsee ein, doch die Lage bleibt weiterhin angespannt. Wo sollen denn jetzt die Waldtiere baden?

Ausgrenzung & Integration

Bereits nach wenigen Seiten merkt man, worauf dieses Kinderbuch abzielt. Es geht um Flucht, um das Finden einer Heimat in der Fremde, um Ausgrenzung und wie eine Integration funktionieren kann. Nachdem Greta, die Frau von Jack, erzählt, dass ihre Eltern ebenfalls aus dem Zoo kommen und in die Fremde geflüchtet sind, werden die Waldbewohner für dieses Thema ein wenig sensibilisiert.

Außerdem ist da noch Nala, das kleine Baby, das seine Mutter so schrecklich vermisst. Auch, wenn es im Beutel von Känguru Hope einen kuscheligen Platz hat, fühlt es sich hier leider nicht wohl. Es fühlt sich so fremd, so ganz anders als bei Mama an. Nala äußert den Wunsch, sie möchte gerne bei Reh Helene bleiben, hier würde sie sich sicher geborgen fühlen, denn sie sieht ihrer Mutter sehr ähnlich. Ich finde das einfach herzzerreißend und habe mich sehr für die kleine Nala gefreut. Doch Hope ist wütend und behauptet, Helene hätte das Baby entführt – ein neuer Konflikt entsteht.

Gelungenes Kinderbuch mit wichtiger Botschaft

Der Wald der außergewöhnlichen Tiere ist hochaktuell, es nagt am Zahn der Zeit und ist ein unglaublich wichtiges Kinderbuch. Die aufgekommenen Konlfikte zwischen Wald- und Zootieren können befriedet werden, indem die Zootiere mithelfen, das kleinste Schwein von Jack und Greta zu suchen, das sich beim Spielen verirrt und den Weg nach Hause nicht mehr gefunden hat. Natürlich ist es Hope, die schlussendlich das kleine Schweinchen findet.

Dieses Buch verdeutlich Kindern sehr schön, dass etwas Fremdes nicht automatisch gefährlich und schlecht ist. Vielmehr kann es auch ein großer Gewinn sein und die größte Freude mit sich bringen. Es ist nicht schlimm, wenn festgefahrene Verhaltensmuster und Gewohnheiten ins Wanken geraten und hinterfragt werden (müssen).

Hier stimmt einfach alles: Das Setting inmitten des Waldes, die Botschaft, das Fremdes nicht automatisch etwas Schlechtes ist und vor allem die zauberhaften Illustrationen, die sich durch das gesamte Buch ziehen. Äußerst gelungen!


Vielen Dank an Kosmos für das Bereitstellen des Rezensionsexemplares.

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