Belletristik,  Rezensionen

Rezension | Zelda Fitzgerald – Himbeeren mit Sahne im Ritz

Ich liebe Erzählungen der Roaring Twenties. Die Fitzgeralds sind für mich der Inbegriff dieses Zeitgeistes, denn in den Romanen von Scott schwingt immerzu dieses Lebensgefühl mit, diese Unbeschwertheit und Extravaganz. Auch, wenn bekannt ist, dass Scott in seinen Werken oftmals Gedanken und Einfälle von seiner Frau Zelda mit eingeflochten hat, so hatte ich bisher noch keine Zeilen gelesen, die klar aus ihrem Œuvre stammen.

Mit Himbeeren mit Sahne im Ritz sind 11 Erzählungen von Zelda liebevoll zusammengetragen worden, die nun erstmals auf Deutsch erschienen sind.Mit dieser Sammlung von Kurzgeschichten, die schon einige Zeit in meinem Bücherregal auf mich wartete, bin ich in die schillernde Welt der Goldenen Zwanziger abgetaucht.

Himbeeren mit Sahne im Ritz

Sehr lange dümpelte Himbeeren mit Sahne im Ritz zunächst auf meinem Wunschzettel und fristete dann sein trauriges Dasein in meinem Bücherregal. Und ich kann mir absolut nicht erklären, wieso ich so lange gezögert habe dieses großartige Buch zu lesen.

Die Kurzgeschichten sind allesamt fantastisch. Schon der Einstieg mit Unsere Leinwandkönigin hat mir sehr gut gefallen. Mit jeder weiteren Erzählung nimmt dieser Band an Fahrt auf und spätestens ab der vierten Kurzgeschichte – Das Mädchen, das dem Prinzen gefiel – war ich vollends in den Roaring Twenties angekommen und genoss meine Himbeeren mit Sahne im Ritz in bester Gesellschaft.

Jede Erzählung vermittelt auf ihre eigene Weise das unbeschwerte Gefühl dieser Ära. Zelda hat mit ihren Kurzgeschichten, mit jeder einzelnen Erzählung, ein Kunstwerk erschaffen. Ihr Schreibstil ist einzigartig, ich musste bei der Lektüre mehr als einmal über die beeindruckende Wortgewandtheit schmunzeln.

Biographisch angehauchte Kurzgeschichten

In Zeldas Erzählungen schwingt eine Unverbrauchtheit und Frische mit, die regelrecht ansteckend wirkt. Sie rückt die Frauen in den Mittelpunkt ihrer Geschichten und legt damit den Fokus auf Aspekte jenes Zeitalters, die bis dato unbeleuchtet blieben. Da sie über das Leben von Zeitgenossinnen schreibt, entsteht der Eindruck, sie verfasse mit jeder Erzählung ein Stück ihrer eigenen Biographie.

Es wirkt ein wenig so, als wolle sie sich Dinge von der Seele schreiben. Kein Paar hat dieses Jahrzehnt mehr geprägt als F. Scott Fitzgerald und Zelda Sayre Fitzgerald. Sie galten als der Inbegriff der Roaring Twenties und standen immerzu im Rampenlicht.
Scott war derjenige der beiden, der zeitlebens Romane und Erzählungen veröffentlichte. Geschuldet ist dies der Tatsache, dass Scott für seine Veröffentlichungen ein Vielfaches des Honorars ausgezahlt bekam, das Zelda für ihre Geschichte erhalten sollte. Aufgrund dessen veröffentlichte Zelda einige ihrer Erzählungen und Ideen unter dem Namen ihres Mannes. Somit ist es längst überfällig, Zeldas Sicht der Dinge zu lesen ihr wenigstens postum die Anerkennung für ihr Wirken zuzuschreiben.

Wunderschöne Erzählungen!

Dieser Kurzgeschichtenband erhält von mir eine klare Leseempfehlung! Jede der elf Erzählungen ist kurzweilig und in sich abgeschlossen, sodass sie dadurch auch problemlos zwischendurch gelesen werden können. Auch die Reihenfolge ist frei wählbar.

Und es lohnt sich wirklich! Wer Erzählungen oder auch Filme aus diesem Zeitalter mag, sollte zu diesem Buch greifen. In jeder einzelnen Erzählung spürt man das Lebensgefühl jener Ära.


Vielen Dank an Manesse und das Bloggerportal für das Zusenden dieses Rezensionsexemplares.

14 Kommentare

  • Pialalama

    Hallo Sabrina!
    Eine wunderbare Rezension, die mir richtig Lust auf das Buch gemacht hat! Nachdem ich auch schon einige Bücher von Scott Fitzgerald gelesen hatte, wollte ich auch seiner Frau die Anerkennung schenken. Seit Monaten steht Zeldas „Ein Walzer für mich“ auf der WuLi, aber bisher habe ich mich noch nicht getraut es auch zu kaufen. Vielleicht ist ein Beginn mit ihren Kurzgeschichten genau das richtige für mich! Ich habe übrigens auch die Kurzgeschichten Sammlung von Scott, allerdings auf englisch. Bin mal gespannt wie lange ich noch zögere bevor ich die erste Story lesen werde!

    Liebe Grüße,
    Pia!

    • literallysabrina

      Liebe Pia,

      danke für deine lieben Worte!
      Ich denke, dass die Erzählungen von Zelda genau das richtige sind, um in die Roaring Twenties einzusteigen. Tatsächlich habe ich noch das Buch (auf englisch) zur einstigen Amazon-Serie über die Fitzgeralds auf meinem SuB – The Beginning of Everything. Das möchte ich jetzt wirklich bald lesen, das wartet schon viel zu lange. Außerdem möchte ich auch noch den Roman von Zelda lesen, Ein Walzer für mich. Vielleicht schaffen wir es ja sogar, ihn gemeinsam zu lesen. Das wäre natürlich wunderschön!

      Wie heißt denn die Kurzgeschichtensammlung von Scott? Bisher habe ich nur Romane von ihm gelesen und habe mich – mit Ausnahme von Gatsby (was übrigens einer meiner Lieblingsfilme ist) – auch an die Chronologie gehalten. Bin demnach noch ganz am Anfang.

      Herzliche Grüße,
      Sabrina

      • Pialalama

        Die Kurzgeschichten Sammlung heißt „Flappers and Philosophers“.

        Das mit dem gemeinsamen Lesen wäre wirklich schön! Ich müsste mir das Buch nur erst noch zulegen 😀

        Grüße!

        • literallysabrina

          Ich werde gleich mal schauen, ob ich eine ansprechende Ausgabe von der Kurzgeschichtensammlung finde. Bist du auch so ein Cover-Opfer und versuchst von Büchern, wenn sie denn in mehreren Ausgaben erschienen sind, stets die hübscheste Ausgabe zu bekommen? Und wenn es mehrere schöne Ausgaben gibt, hast du dann auch oft mehrmals das gleiche Buch in unterschiedlichen Ausgaben? Falls ja – Kennst du die Fitzgerald Hardback Collection von Penguin? Ein Traum, sag ich dir. Die möchte ich irgendwann komplett in meinem Regal stehen haben!

          Ich habe den Roman von Zelda auch noch nicht und es wird auch noch ein wenig dauern, bis ich dazu komme, ihn zu lesen. Also mach dir keinen Stress! Wir bleiben einfach in Kontakt und halten uns gegenseitig auf dem Laufenden, würde ich vorschlagen!

          Schönen Sonntag!

          • Pialalama

            Ich habe denke, ich habe genau die Ausgabe von der du sprichst! Auf jeden Fall gehört es zu dieser Penguin-Classics Reihe. Bisher reicht mir eigentlich immer eine Ausgabe, aber diese Bücher sind wirklich unverschämt schön! Wer weiß…vielleicht hole ich sie mir doch noch ins Haus 😀

            Ebenso!

  • Giv.

    Hallo Sabrina,
    seitdem ich in der Oberstufe „The Great Gatsby“ gelesen habe, bin ich regelrecht in Zelda und Francis Fitzgerald verliebt. Deine Rezension erweckt eine große Lust zeitnah wieder in die goldenen Zwanziger einzutauchen und sich von dieser Ära einhüllen zu lassen, danke schön!
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Giv

    • literallysabrina

      Liebe Giv,

      ich freue mich, dass dir meine Rezension zu Zeldas Erzählungen gefallen hat.
      Ich verstehe dich da vollkommen, ich muss mich auch immer mehr oder weniger dazu „zwingen“, wieder ein Buch aus dieser Zeit zu lesen, obwohl ich die Geschichten und Erzählungen einfach so so liebe! Ich kann es einfach nicht verstehen, habe mir aber fest vorgenommen, wirklich mehr aus dieser Zeit zu lesen. Kennst du weitere gute Geschichten der Roaring Twenties, fernab der Fitzgeralds, die du mir empfehlen kannst?

      Herzliche Grüße,
      Sabrina

  • Nicci Trallafitti

    Hey!
    Eigentlich hatte ich hier beim #litnetzwerk kommentiert, aber WP hat an dem Tag scheinbar wieder gezickt.
    Ein richtig toller Beitrag, der neugierig aufs Buch macht!
    Ich habe mich bisher leider weder mit den Fitzgeralds, noch mit den Twenties beschäftigt, shame on me. Aber jetzt habe ich auf jeden Fall ganz viel Lust drauf!

    Liebe Grüße,
    Nicci

  • idasbookshelf

    Hallo liebe Sabrina!
    Ich habe dich bei Pia entdeckt, die in den höchsten Tönen von deinen Rezensionen geschwärmt hat und bin wahnsinnig froh, dass ich auf diese Weise auf deinen Blog gestoßen bin. Und sie hat recht – das ist eine wunderbar geschriebene Rezension zu einem relativ unbekannten Buch! ? Es ist schon ein bisschen her, seit ich das letzte Mal etwas von Fitzgerald gelesen habe, aber „The Great Gatsby“ steht dieses Jahr auf wieder auf meiner Klassiker-Leseliste – die Goldenen Zwanziger üben einfach eine Faszination aus, der man sich schwer entziehen kann.
    Liebste Grüße,
    Ida

    • literallysabrina

      Hallo Ida,

      vielen Dank für deine unglaublich lieben Worte! Es freut mich sehr, dass dir meine Rezensionen (und mein Blog) gefallen.
      Du hast vollkommen Recht – Die Goldenen Zwanziger haben wirklich wunderschöne Geschichten und Romane hervorgebracht.

      Herzliche Grüße,
      Sabrina

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert