Belletristik

Rezension | Robin Sloan – Der zauberhafte Sauerteig der Lois Clary

Heute möchte ich euch ein ganz besonderes Buch vorstellen. In der Vorweihnachtszeit habe ich bei Tina eine unglaublich vielversprechende Rezension zu einem Buch gefunden, dass ich danach unbedingt selbst lesen wollte. Am Besten sofort. Nach einigen Lieferschwierigkeiten, die in der Weihnachtszeit leider üblich sind, zog das Buch in der vorletzten Woche bei mir ein. Ich war gerade auf dem Weg zu einem Termin und habe zuvor den Briefkasten von seiner Post befreit und dabei ist mir Der zauberhafte Sauerteig der Lois Clary in die Hände gefallen. Ich öffnete das Paket direkt im Auto, befreite das Buch von seiner Folie und verstaute es in meiner Tasche. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, welchen Buchschatz ich da gerade auf meinem Beifahrersitz transportierte und wie unglaublich glücklich mich die Lektüre des Buches machen würde.

Ich konnte es gar nicht erwarten, nach dem Termin nach Hause zu fahren, um in das Buch reinzulesen. Während der Autofahrt malte ich mir bereits meinen Nachmittag aus: Ich würde mir einen schönen heißen Tee kochen und im Anschluss in meinem gemütlichen Bett, warm eingekuschelt unter meiner Lieblingsdecke, mit Der zauberhafte Sauerteig der Lois Clary beginnen. Das war mein Plan. Doch leider wurde daraus nichts. Ich schloss die Wohnungstür auf, steuerte die erste Sitzmöglichkeit an, die sich mir bot und las – noch vollbekleidet mit Jacke und Schuhen – das erste Kapitel des Buches.

Der zauberhafte Sauerteig der Lois Clary

Natürlich blieb es nicht bei diesem ersten Kapitel. Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit komplett gelesen – oder besser gesagt verschlungen. Denn es ist einfach großartig! Ich kann meine Begeisterung wirklich nur schwer in Worte fassen. Aber ich möchte es gerne versuchen.

In Der zauberhafte Sauerteig der Lois Clary geht es, wie der Titel bereits verrät, um genau zwei Dinge. Einerseits geht es um Lois, eine junge Frau und Software-Ingenieurin, aber vielmehr geht es um einen Sauerteig-Ansatz, den sie eines Tages geschenkt bekommt und um den sie sich aufopferungsvoll kümmert. Und der ihr Leben für immer verändern wird. Der Roman beginnt langsam und ruhig. Lois arbeitet zu Beginn des Buches in einem beschaulichen Unternehmen unweit ihres Elternhauses. Sie mag ihren Alltag, die Routine und die damit verbundene Unaufgeregtheit. Doch genau all dies wird sie schon bald hinter sich lassen.

Als sie nämlich zu General Dexterity – einem riesigen Tech-Unternehmen, das Roboterarme entwickelt – wechselt, verändert sich ihr Leben vollständig. Sie zieht in das weit entfernte San Francisco, arbeitet rund um die Uhr, schläft mehr als einmal auf dem Sofa im Büro und ernährt sich von Slurrys, handliche Nahrungsgele, die ihr per Abo direkt ins Büro geliefert werden. Weder für richtige Mahlzeiten noch für Freizeit bleibt ihr in ihrem Leben Zeit. Typische Start-Up-Mentalität eben.

„Folgendes glaube ich über Menschen meines Alters: Wir sind die Kinder aus Hogwarts, und mehr als alles andere wollen wir wissen, wo wir hingehören.“ (7)

Da kommt der Flyer eines neuen Lieferdienstes gerade recht, der ihr eines Abends durch Zufall in die Hände fällt. Sie bestellt sich eine scharfe Suppe mit Brot und ist so begeistert von dieser Speise, dass sie diese nun allabendlich bei den beiden Brüdern bestellt. Beo und Chaiman, die beiden Brüder, nennen sie schon bald „beste Esserin“. Es entsteht eine Art Freundschaft zwischen ihnen. Doch eines Tages stehen die Brüder vor Lois‘ Tür und überbringen ihr eine traurige Botschaft: Sie werden die Stadt verlassen. Als Abschiedsgeschenk übergeben die Brüder Lois einen Sauerteig-Ansatz für das Brot, das sie so sehr mag. Ab sofort kümmert sich Lois wirklich aufopferungsvoll um diesen kleinen Organismus und schon bald wird deutlich: Das ist der Wendepunkt in Lois‘ Leben.

Sie backt nun täglich Brot, kümmert sich hingebungsvoll um den Ansatz, beschallt ihn mit Musik und baut sogar eigenhändig einen Steinofen im Garten, weil das Brot darin noch besser werden soll. Im Internet recherchiert sie nach den Mehlen in bester Qualität, damit der Sauerteig nicht aufhört zu singen. Die introverierte junge Frau blüht vollständig auf, sie wird zur Bäckerin, macht viele neue Bekanntschaften und lernt die entlegendsten Ecken von San Francisco kennen.

Große Sauerteig-Liebe!

Der Roman lässt sich unglaublich flüssig lesen, man fliegt nur so durch die Seiten. Neben seinem fantastischen Schreibstil überzeugt der Roman aber noch auf so vielen weiteren Ebenen. Ich mag es, wie hier die Food- und Tech-Szene ganz hervorragend miteinander verschmelzen. Ohne an dieser Stelle zu viel vorweg nehmen zu wollen: Natürlich wird Lois‘ Know-How in Sachen Robotik ihr später bei der Brot-Produktion helfen und das gefällt mir wirklich sehr. Hier wird Brotback-Tradition mit modernsten Technologien – Das Alte und das Neue – zusammengeführt – zwei Elemente, die gar nicht vereinbar scheinen, doch es funktioniert ganz wunderbar.

In meinen Augen ist dieser Roman wirklich ein absolutes Must-Read für all diejenigen, die Spaß an einem klugen Roman haben, der flüssig geschrieben ist und in dem alle Elemente sich so gut verbinden wie die Zutaten in einem Sauerteig-Ansatz. Auch, wenn man zu Beginn der Lektüre noch keine große Begeisterung für Robotik und alles, was damit zusammenhängt, aufbringen kann, bin ich sicher, dass sich dies spätestens nach – aber wahrscheinlich schon während – der Lektüre ändern wird. Lois‘ Geschichte ist derart mitreißend, dass man sich ab dem ersten Kontakt Lois‘ mit dem Sauerteig in die eigene Küche stellen und einen Ansatz zusammenrühren möchte.

Ich persönlich kann mich sehr für all diese Technologien und Entwicklungen begeistern und das ist vermutlich auch ein Grund, weswegen mir der Roman von Sloan so unglaublich gefällt. Robotik und all die anderen hochmodernen Technologien sind unsere Zukunft und ich danke Sloan an dieser Stelle wirklich herzlichst für diesen Roman!


Vielen Dank an Blessing für das Bereitstellen dieses Rezensionsexemplares.

5 Kommentare

    • Literally Sabrina

      Tatsächlich? Das freut mich sehr. Ich persönlich habe es bisher nur bei einer Bloggerfreundin gesehen und dein Kommentar lässt mein Herz gerade ein wenig höher springen, dass dieses wundervolle Buch doch schon mehr Menschen erreicht und hoffentlich begeistern konnte.

      Es freut mich, dass es nun auch den Weg auf deinen Wunschzettel gefunden hast. Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen!

      Herzliche Grüße,
      Sabrina

  • Kerstin

    Hallo Sabrina,
    allein schon der Titel reizt mich, und nach deiner Rezension ist das Buch jetzt auf der Wunschliste gelandet. Danke für den Tipp. Nur schade, dass du zwar den Schreibstil mehrfach erwähnst, jedoch nicht die Übersetzerin, der die deutsche Ausgabe zu verdanken ist … (Sorry, Berufskrankheit, so was muss ich anmerken.)
    LG Kerstin
    #litnetzwerk

    • Literally Sabrina

      Liebe Kerstin,

      es freut mich sehr, dass dich auch bereits der Titel des Buches angesprochen hat. Als ich das Buch bei meiner Bloggerkollegin gesehen habe, war ich auch allein vom Titel total fasziniert – und neugierig.

      Du hast vollkommen recht. Gerade erst vor Kurzem habe ich mit einer Freundin darüber gesprochen, wie unterschiedlich Übersetzungen eines Klassikers bei verschiedenen Übersetzern sein können und dass ich auch Verlage meide, bei denen ich weiß, dass die Übersetzungen schlecht sind. Auch da bin ich schon zu dem Entschluss gelangt, dass ich in Zukunft unbedingt mehr auf die Übersetzer eingehen muss, denn – wie du schon richtig schreibst – ohne sie würden wir das Buch nicht auf deutsch lesen können.

      Herzliche Grüße,
      Sabrina

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