Rezension | North Wild Kitchen – Nevada Berg
Ihr Lieben, findet ihr die Tage momentan auch so furchtbar trist und habt ihr auch das Gefühl, die endlos grauen Tage erschlagen euch irgendwie? Normalerweise schlägt mir das Wetter nicht so auf’s Gemüt, aber in diesem Winter ist es irgendwie anders. Deswegen versuche ich, mir kleine Lichtblicke zu setzen und Auszeiten zu nehmen – bewusst. Entweder gehe ich morgens später zur Arbeit und lese ein paar Seiten in meiner aktuellen Lektüre, nehme mir nach Feierabend die Zeit, mit einem Cappucchino mich unter der Decke zu verkriechen und Hörbuch zu hören oder ich entdecke an einem Sonntagnachmittag inspirierende Bücher, die gute Laune machen.
Genau so ein Buch möchte ich euch heute vorstellen! North Wild Kitchen habe ich auf der Frankfurter Buchmesse entdeckt, als Norwegen das Gastland war. Das war 2019 – ohje, das ist auch schon wieder so furchtbar lange her. Die Zeit rennt, das ist wirklich schlimm. Ich habe es am Verlagsstand entdeckt und es ist mir sofort ins Auge gefallen. Nachdem ich bereits vor Ort begeistert durch das Buch geblättert hatte, freute ich mich sehr, als es wenige Tage später in meinem Briefkasten war. Jetzt konnte ich es in aller Ruhe in meinem Sessel durchblättern und mich auf eine Reise durch Norwegens Esskultur begeben.
North Wild Kitchen
Nevada Berg stammt ursprünglich aus Utah, wohnt inzwischen allerdings mit ihrem Mann und ihrem Sohn auf einem urigen Bauernhof im tiefsten Norwegen. Dort entdeckte sie ihre Leidenschaft für die traditionelle Küche Norwegens.
„Mein Bild der norwegischen Küche wandelte sich von einem bedauernswerten Stereootyp zu einer Welt mit beerendurchzogener Elchwurst, Rakfisk, Brennnesselsuppe, Rhabarbersaft aus Birkenwasser, selbst gebrautem Bier sowie selbst produziertem, traditionellem Käse und Porridge.“ (North Wild Kitchen, 7)
Ich denke, das zeigt einen sehr schönen Querschnitt durch die norwegische Esskultur. Ich muss ehrlich sagen, wenn ich an Norwegen oder Skandinavien generell denke, denke ich auch sofort an Fisch. Jede Menge Fisch, der vor der Kulisse der niedlichen roten Bretterbuden selbst geangelt wird. Und natürlich an Elch und Rentier. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, verstehe ich gar nicht, wieso mir nicht die unglaubliche Vielfalt an Beeren in den Sinn kommt, die Skandinaviens Natur zu bieten hat.
Als ich das erste Mal durch das Buch geblättert habe, war ich von der Fülle der Rezepte überwältigt. Die Vielfalt ist wirklich beeindruckend. Auch hier räumt Berg mit Klischees auf: Es gibt nicht nur langweilige und eintönige Gerichte, in Norwegen isst man nicht jeden Tag das Gleiche – weder in der traditionellen norwegischen Küche, noch in den von Berg aufgepeppten Gerichten.
Kleine Norwegenkunde
Aber mein Highlight in diesem Norwegen-Kochbuch sind eigentlich nicht die Rezepte – das ist irgendwie merkwürdig, ich weiß -, sondern vielmehr die informativen kleinen Passagen zu den unterschiedlichen Abschnitten, in die das Buch aufgeteilt ist. Schon die Einleitung finde ich mehr als gelungen. Wenn man sich mal ein wenig eingehender mit der nordischen Küche und vor allem den Lebensmitteln auseinandergesetzt hat, stellt man ziemlich schnell fest, dass manche Zutaten aus den Rezepten in Deutschland gar nicht so einfach zu beschaffen sind. Deswegen freue ich mich, dass Berg bereits in der Einleitung dem Leser einen kleinen Spickzettel an die Hand gibt, welche Lebensmittel womit am Bequemsten ausgetauscht werden können.
Insgesamt widmet sich jeder Abschnitt im Buch einem anderen Aspekt der norwegischen Esskultur. Besonders interessant fande ich die Abschnitte über die Vorratskammer, Stabburet, und der Ernte, Innhøstingen. Für Abwechslung in Sachen Sonntagssüß sorgt das Kapitel Jernet, Takken og Ovnen – Waffeleisen, Backplatte und Ofen. Fleischliebhaber werden sicher etwas Schmackhaftes unter Jakten, der Jagd, oder Vann, Gewässer, finden. Die ersten Seiten beschäftigen sich mit den Beeren und Früchten aus Norwegens Natur.
Viel mehr als ein Kochbuch!
Insgesamt finde ich North Wild Kitchen wirklich gelungen. Es ist ein Kochbuch aber eben auch ein kleines Nachschlagewerk über authentische norwegische Esskultur. Irgendwie hat es mir Lust gemacht, wieder mehr Dinge selbst herzustellen und nicht ohne Nachzudenken einfach in den Einkaufskorb zu packen. Beeren in der Natur sammeln, eine gut gefüllte Speisekammer mit allerlei Leckereien gefüllt, das ist für Nevada Berg Alltag und ich finde, das sollte es für mich auch werden – zumindest ein klein wenig mehr als jetzt.
Danke für diese Inspiration! Und wenn ihr auch ein wenig nordische Luft schnuppern wollt und euch von meiner Begeisterung für North Wild Kitchen anstecken lassen wollt, schaut auf Bergs Blog vorbei: https://northwildkitchen.com/. Dort findet ihr neben schmackhaften Rezepten auch einen Einblick in Bergs Nordic Living. Sehr stimmungsvoll! Ich bekomme direkt Lust, nach Norwegen zu Reisen und mich durch die norwegische Küche zu schlemmen, wirklich!
Vielen Dank an Prestel für das Bereitstellen des Rezensionsexemplares.