Rezension | Guillaume Musso – Ein Atelier in Paris
Ich bin absoluter Musso-Fan und fiebere jedes Mal der Veröffentlichung seiner Romane entgegen. Daher ist es für mich schon fast ungewöhnlich, dass ich Ein Atelier in Paris erst jetzt gelesen habe, denn es erschien bereits im Juni. Aber wie das eben so ist, der SuB ist unendlich groß und vernünftigerweise versucht man erst hiervon das ein oder andere Buch zu lesen, damit der Stapel einen nicht irgendwann erschlägt. Ihr kennt das.
In den letzten Monaten hat sich mein SuB wirklich beträchtlich verkleinert, sodass ich auf der Frankfurter Buchmesse Ein Atelier in Paris angefragt habe – endlich wieder ein Musso in den Händen halten!
Ich weiß nicht, was es ist, aber Musso schafft es mit jedem seiner Bücher, mich innerhalb weniger Seiten für sich zu gewinnen. Dabei sind seine Bücher alle vollkommen unterschiedlich, die Geschichten ähneln sich kaum. Einzig die Schauplätze (Paris, New York, San Francisco) sind wiederkehrende Elemente, an denen man sich in seinen Romanen immer wiederfindet. Auch diesmal hat mich Musso wieder überrascht, denn mit Krimielementen habe ich absolut nicht gerechnet und doch hat es mir ausgesprochen gut gefallen.
Das Atelier in Paris
Diesmal finden wir uns in einem kleinen abgelehenen Atelier in Paris wieder. Dort möchten sowohl die Londoner Polizisten Madeline als auch der amerikanische Schriftsteller Gaspard eine Auszeit von ihrem Alltag nehmen. Aber auf keinen Fall zusammen, denn was beide suchen ist Ruhe, die absolute Abgeschiedenheit von der Welt. Ein Buchungsfehler des Systems führt die beiden zusammen.
Schon die erste Szene, in der sich die beiden begegnen, ist außergewöhnlich und damit wirklich mussoesk. Als Gaspard aus dem Taxi steigt und die Tür des Atelier öffnet, trifft er zu seiner Verwunderung auf eine nur mit einem Handtuch bekleidete Frau. Madeline hat nach ihrer Ankunft im Atelier nämlich erst einmal ausgiebig geduscht.
Beide sind ziemlich verärgert über den Faux-pas, denn jeder möchte gerne das Atelier für sich alleine. Eine hitzige Diskussion entsteht zwischen ihnen, durch die aber bald schon deutlich wird, an welch besonderem Ort sich Gaspard und Madeline getroffen haben. Das Atelier gehörte einst einem Maler, von dessem Œuvre lediglich noch drei Werke existieren sollen – Verbleib unbekannt. Der Ärger zwischen ihnen scheint im Nu verflogen zu sein, die Abenteuerlust hingegen steigt.
Ziemlich schnell entschließen sich die beiden, gemeinsam auf die Suche nach den verschollenen Werken des Malers zu gehen. Ihre abenteuerliche Jagd wird sie schließlich bis nach New York führen. Insgesamt stoßen sie bei ihrer Suche auf allerlei Unvorhersehbares und legen ungeahnte menschliche Abgründe offen, die auch ihre eigene Zukunft für immer verändern wird. Ziemlich spannend, wenn ihr mich fragt.
Musso wieder einmal in Höchstform!
Auch diesmal hat Musso wieder erstklassige Charaktere erschaffen. Sowohl Madeline als auch Gaspard finde ich sehr gelungen. Musso schafft es, sie authentisch erscheinen zu lassen. Beide Figuren haben ihr ganz eigenes Päckchen zu tragen und ich kaufe es ihnen vollkommen ab. Auch, wenn man vielleicht die ein oder andere Handlung der Charaktere zuerst nicht nachvollziehen kann, so passt es doch zu den Figuren und lässt sie glaubhaft erscheinen.
Generell bin ich großer Fan von Mussos Schreibstil. Innerhalb weniger Seiten bin ich vollkommen in die Geschichte abgetaucht und fühle mich, als wäre ich selbst gerade im Atelier in Paris und würde gemeinsam mit Gaspard und Madeline beschließen, die abenteuerliche Reise nach den drei verschollenen Gemälden anzutreten.
Musso versteht es, Atmosphäre zu schaffen und das finde ich großartig. Ich habe den Regenschauer, der die beiden Charaktere in Paris willkommen hieß, während des Lesens auf meiner Haut gespürt. Nach der Ankunft im Atelier hätte ich mir am Liebsten direkt trockene Kleidung übergezogen. Insgesamt hatte ich das Gefühl, die komplette Gefühlsachterbahn von Gaspard und Madeline hautnah mitzuerleben. Chapeau!
Außerdem bin ich großer Fan der Perspektivwechsel, die Musso hier – und allgemein in seinen Romanen – vornimmt. Es ist einfach faszinierend, wie man als Leser ein und dieselbe Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln präsentiert bekommt. Oft erhält man Einblick in Szenen, die zeitgleich passieren, ohne dass es auf irgendeine Weise verwirrend wirkt und man als Leser den Faden verliert. Das ist eine wundervolle Eigenschaft an Musso, die ich sehr schätze.
Er spielt in seinen Romanen oft derart mit Zeit und Raum und behält dabei trotzdem immer den Überblick. Ich fühle mich als Leser in seinen Händen immer gut aufgehoben. Gerade für mich, die oft überfordert ist, wenn viele Charaktere in einem Roman (oder Film) vorkommen und schon einmal durcheinander kommt, wenn häufig der Handlungsort gewechselt wird, ist das eine absolut willkommene Eigenschaft. Vielleicht zählt gerade deswegen Musso zu meinen Lieblingsautoren!
Absolute Leseempfehlung!
Ich bin wirklich froh, Das Aterlier in Paris erst im November gelesen zu haben, denn die Handlung steigt in der Vorweihnachtszeit in Paris ein und meiner Meinung nach schaffen es die Temperaturen im Juni nicht, mich in die richtige Stimmung dafür zu versetzen. Ich bin ein absoluter Jahreszeiten-Leser und dazu stehe ich.
Das Buch habe ich innerhalb weniger Tage gelesen, was zum einen daran liegt, dass Musso flüssig und stilsicher schreibt, andererseits aber natürlich auch an der Unvorhersehbarkeit der Handlung und dem Drang erfahren zu wollen, wie es weitergeht. Musso macht mich immer wieder neugierig!
Guten Gewissens kann ich das Buch auch jenen empfehlen, die bisher noch nicht mit Mussos Romanen so richtig sympathisieren konnten. Aufgrund der Krimielemente – die ich von ihm bisher nur aus Das Mädchen aus Brooklyn kenne – erhält dieser Roman eine ganz neue Dimension, ohne dabei auf Altbewährtes zu verzichten.
Vielen Dank an Piper für das Bereitstellen dieses Rezensionsexemplares.
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