Jugendbuch,  Junge Leser

Rezension | Felix Salten – Bambi

Heute muss ich euch ein Geständnis machen, das euch vermutlich sprachlos machen wird. Ich weiß auch nicht so recht, wie es dazu kommen konnte, aber: Ich habe noch nie in meinem Leben Bambi gesehen oder gelesen! So, jetzt ist es raus. Generell geht es mir mit vielen Geschichten so, mit denen man normalerweise in der Kindheit in Berührung kommt. Ich habe wenig Disney-Klassiker gesehen und auch Märchen wurden mir als Kind nicht vorgelesen. Bevor ihr besorgt seid und euch fragt, was nicht mit mir stimmt – ich hatte als Kind schlichtweg kein Interesse daran und habe lieber Bücher von Enid Blyton und Astrid Lindgren gelesen.

Umso mehr freue ich mich, dass ich auf der Frankfurter Buchmesse auf diese wunderschöne illustrierte Ausgabe von Bambi aufmerksam geworden bin. So kann ich neben der eigentlichen Story um Bambi noch die zauberhaften Illustrationen entdecken. Allein das Cover ist wunderschön und lässt bereits erahnen, welche Schätze sich im Inneren des Buches verstecken. Werfen wir nun einmal einen Blick ins Innere – auf geht’s!

Bambi – Eine Lebensgeschichte aus dem Walde

Bereits nach wenigen Seiten, ich glaube sogar schon nach wenigen Sätzen, habe ich eine für mich weltverändernde Tatsache herausgefunden. Bambi ist ein Junge. Oh mein Gott! All die Jahre bin ich davon ausgegangen, dass Bambi ein Mädchen ist. Vermutlich werdet ihr nun darüber schmunzeln – aber ihr kennt ja auch alle die Geschichte!

Was mir ausgesprochen gut gefallen hat, ist, dass die komplette Geschichte aus der Sicht der Tiere erzählt wird. Es gibt keine menschliche Erzählinstanz. Auch auf weitere menschengemachte Elemente wie Zeitangaben in Tagen, Monaten, Jahren usw. wird verzichtet. Der Verlauf der Zeit wird in Jahreszeiten gemessen und das finde ich absolut passend. Weiterhin ist mir aufgefallen, dass Bambi eine sehr realistische Erzählung ist, die gänzlich auf fantastische Elemente oder übertriebene Darstellungen verzichtet. Das macht es für mich zu einer ganz besonderen Erzählung.

Hier wird das Leben der Tiere im Wald genau so dargestellt, wie es sich im realen Leben auch tatsächlich abspielt. Es wird nichts beschönigt oder verklärt. Wir lernen Bambi als Jungtier, als Rehkitz, kennen und begleiten ihn durch sein Leben – mit allen Gefahren und Hindernissen, die auf ihn warten. Dass Salten selbst Jäger ist, lässt das ganze Szenario noch einmal authentischer wirken. Er weiß, wovon er spricht. Das gefällt mir sehr.

Anfänglich wird die Welt um Bambi noch als heil und unschuldig dargestellt, was stellvertretend für die sorgenfreie Kindheit steht. Bambi muss sich um nichts sorgen und kann sich an der Seite seiner Mutter sicher fühlen. Doch spätestens als die wohl bekannteste Szene aus Bambi passiert und seine Mutter stirbt, ist die sorglose Kindheit für Bambi plötzlich vorbei. Ich finde es schön, wie diskret mit dem Tod der Mutter im Buch umgegangen wird. Er ist zwar da, die Gefahr ist für jeden spürbar, man zittert als Leser unglaublich mit und als der Tod eintritt hat er weitreichende, alles verändernde Folgen und doch wird er in nur einem einzigen Satz angedeutet.

Gerade für mich als jemand, der bei Tiergeschichten besonders emotional wird – und auch vor dem Hintergrund, dass es ein Kinderbuch ist -, ist diese Vorgehensweise natürlich optimal. Ehrlichgesagt hatte ich vor dieser Szene nämlich ein wenig Angst und befürchtete, mindestens ein Tränchen zu verdrücken aber dem war nicht so. Das bedeutet aber nicht, dass die Szene nicht traurig war, sondern spricht einfach nur dafür, wie gut es geschrieben ist.

Ein richtig schöner Klassiker mit wundervollen Illustrationen!

Ich bin wirklich sehr froh, Bambi gelesen und mir eine eigene Meinung darüber gebildet zu haben. Dachte ich bisher, Bambi sei eine süße kleine Geschichte um ein kleines Rehkitz, hat mich Salten eines Besseren belehrt. Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde, wie der vollständige Titel des Buches lautet, ist eine düstere Erzählung. Eine, die ein wenig auf das Gemüt schlägt und zum Nachdenken anregt – aber auf eine gute Art. Saltens erhebt nicht den Zeigefinger, sondern erzählt nüchtern und sachlich und das ist einfach fabelhaft.

Ich kann Bambi, gerade in dieser wunderschön illustrierten Ausgabe aus dem Hause Knesebeck, wirklich nur all jenen ans Herz legen, die den Klassiker aus ihrer Kindheit nicht nur sehen, sondern auch einmal lesen und möglicherweise von einer ganz anderen Seite kennenlernen möchten. Die Illustrationen ergänzen die Geschichte um Bambi perfekt und lassen dieses Buch zu einem ganz besonderen Schmuckstück werden!


Vielen Dank an den Knesebeck Verlag für das Bereitstellen dieses Rezensionsexemplares.

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